Rezension: Murrow, David 2011. Warum Männer nicht zum Gottesdienst gehen

werner [at] forschungstiftung.net

 

Aus weiblicher Perspektive müsste die Durchsicht dieses Buches anders ausfallen, aber geschlechterbezogene Themen sind bekanntermaßen kontrovers. Murrow hat seine Beobachtungen und Erkenntnisse zum Themenbereich „Kirche / Gemeinde und Männer“ zusammengefasst.

Als Leiter der Institution „www.churchformen.com“ (eine lesenswerte Website) ist es ihm aufgefallen, dass die christlichen Kirchen / Gemeinden den, wie er es nennt „maskulinen Geist“ in ihrem Umfeld nicht wiederspiegeln. „Maskulinität“ mit all seinen Ausprägungen sei in der Kirche nicht gefragt. Er beobachtete, dass die eher wenigen Männer in Gemeinden mehrheitlich passiv oder gelangweilt seien und sich irgendwie unwohl fühlen (Einleitung). Er stellt die berechtigte Frage, ob es sich hier um eine unbeabsichtigte Folge der gegenwärtigen Struktur und Ausrichtung der Kirche / Gemeinde handeln könnte? Verstärkt wird sie durch die von ihm oft gehörten Meinung „Religion sei Frauensache“ und „Männlichkeit spielt in der Kirche keine Rolle“.

Wie steht es in der Kirche um die Männer? Entgegen den Vorwürfen, die Kirche sei in ihrem Wesen patriarchalisch und männerdominant, ziehen die praktischen Tätigkeiten in der Gemeinde eher weibliche Mitarbeiter an. Kinderarbeit, Putzen, Gebet, Seelsorge, Musik, es sind letztendlich die treuen Frauen der Gemeinde die Kontinuität und letztendlich die Struktur der Gemeinde bestimmen. Diese dominante weibliche Präsenz hat letztendlich im Denken der Männer, „die Kirche“ in den Ruf eines Frauenclubs gerückt. Vor allem die männlichen Faktoren Spaß, Herausforderungen und Abenteuerlust sind in den Kirchen nicht gefragt. Kontroverse Themen werden nicht aufgeworfen, unbeantwortbare Fragen sofort zugepredigt, der typische Gemeindebesucher ist demütig, ordentlich, pflichtbewusst und vor allem: nett. Diese Angepasstheit fasziniert Männer nicht, sie bleiben fern oder verhalten sich passiv. Murrow ist realistisch, viele Männer frönen gerne außerhalb der Kirche ihrem eigenen Gott (Egoismus, Sucht, Kriminalität), aber Erweckungen haben gezeigt, Männer sind religiös. Es fehlt an langfristigen Herausforderungen, um Männer für die Kirche zu begeistern. Viele der derzeitigen Gemeindeformen sind in dieser Hinsicht offensichtlich nicht herausfordernd.

Auch wenn man mit vielem nicht übereinstimmen muss ist es ein lesenswertes Buch. Selbst wenn in „unserer“ Gemeinde alles anders ist, so fordert es doch heraus dieses Thema zu durchdenken. Einige der zahlreichen Vorschlägen zur Gestaltung von Kirche, hinsichtlich der Beteiligung von Männern, könnten jederzeit aufgegriffen werden (z.B. sprachliche Konventionen, Testosteron-Elemente im Gottesdienst, Gebetsformen).

 

Kirche ; Geschlechter ; Gemeindegründung ; Missiologie ; Autorität

Zurück